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|01 Oct 2017|Klaus Leopold

WIP-Limits müssen sterben!

Flight Levels
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Ein drastischer Titel, aber ich meine es ernst. Manche Leute zucken zusammen, wenn ich sage, dass man die Arbeit in einem Kanban-System limitieren soll. Sich bzw. die Arbeit zu limitieren, hat nämlich einen unangenehmen Beigeschmack. Auf der Ebene der Umsetzung klingt es wie: „Ja glaubst du denn, dass ich nicht in der Lage bin, zwei Dinge gleichzeitig zu machen?“ Auf höheren Ebenen, etwa im Portfolio-Management, klingt es wie: „Wir lehnen Kundenaufträge ab.“

In der Welt des effektiven Arbeitens sind WIP-Limits natürlich ein Kernelement. Sie sollen schlicht und ergreifend verhindern, dass man sich nicht verzettelt. Diese Verzettelung wird alleine darin deutlich, dass meistens nur davon gesprochen wird, Initiativen, Vorhaben und Projekte zu starten. Inzwischen wissen wir ja, das Multitasking ein Mythos ist und dass Unternehmen nicht dann erfolgreich sind, wenn sie möglichst viele Vorhaben starten, sondern wenn sie möglichst viele Vorhaben abschließen.

Wo alles nur landet, fliegt nichts

Die Sache ist: Mit WIP-Limits wollen wir nicht Arbeit ein- oder beschränken, sondern erreichen, dass die Anflugs- und Abflugsrate von Arbeit in einem System annähernd gleich ist. Ich vergleiche das gern mit einem Flughafen: Wenn dort mehr Flugzeuge anfliegen als Flugzeuge abfliegen, werden sich innerhalb kürzester Zeit am gesamten Gelände die Maschinen stapeln. Es ist absolut logisch, dass ein Flughafen eine gewisse Kapazität hat (WIP-Limit) und gemäß dieser Kapazität die Anflüge und Abflüge (Start und Beenden von Arbeit) gesteuert wird. Wenn die Flughafen-Kapazität erreicht ist, müssen Flugzeuge abfliegen (Arbeiten abschließen), bevor neue Flugzeuge anfliegen (Arbeiten starten) können.

Die Limitierung der Menge an Arbeit in einem Arbeitssystem, ist in erster Linie ein Mittel zum Zweck. Es soll nicht mehr Arbeit gestartet werden als abgeschlossen werden kann. Damit ein System nicht verstopft, verträgt es nur eine Grundmenge an aktiver Arbeit und diese Grundmenge wird durch das WIP-Limit repräsentiert. Obwohl sich an meiner grundsätzlichen Begeisterung für WIP-Limits vermutlich nie etwas ändern wird und sie aus jedem erdenklichen theoretischen und praktischen Betrachtungswinkel einfach sinnvoll sind, versuche ich dennoch, den Terminus „Limit“ immer öfter zu vermeiden. Er weckt bei vielen die falschen Assoziationen. Ich bin aber derzeit noch ratlos, wie man das WIP-Limit anders nennen könnte.

Hat jemand eine Idee? Für zweckdienliche Hinweise bin ich dankbar.

Daniel
01 Oct 2017 21:10

Für mich ist das WIP-Limit der Schutz der Fluss-Fähigkeit. Es ist wie ein Ventil, das den Zufluss nach den Möglichkeiten des Systems reguliert.

Flow-Guard?

Daniel
01 Oct 2017 21:22

Flow-Valve?

Michelle
02 Oct 2017 08:38

Groove oder perfect flow

Christoph
03 Oct 2017 10:29

Warum nicht einfach AWIP (Average Work in Progress)? Oder Max WIP ^^? Denkbar wären auch noch “WIP capacity” oder einfach nur “WIP Flow”…

Markus Gälli
03 Oct 2017 16:34

WIP-Cap?

Nicole
03 Oct 2017 16:50

Beschreibt es nicht sowas wie die (maximale) Kapazität des Systems?

Anton Jessner
03 Oct 2017 17:55

Lieber Klaus,

Feel good value (FHV)
Happiness factor (HAF)
Well-being Level (WBL)
Wohlfühle-Faktor (WFF)

Im aktuellen Projekt fühlen wir uns nicht mehr wohl, wenn wir einen gewissen Level an paralleler Arbeit überschritten, aber auch wenn wir einen gewissen Level unterschreiten. Bei beispielsweise mehr als 7 Funktionalitäten am Board wird es anstrengend. Da weiß man schon im Vorhinein dass in der timebox nicht alles fertig wird. Und wenn das 10 Personen Team an nur einer Funktionalität arbeitet, werden einige im Team nervös.
1 > WFF < 8

Hope that helps
Anton

Anton
06 Oct 2017 10:11

oder FF FlowFaktor

Richard Brenner
03 Oct 2017 20:45

Hallo Klaus,

Wie wäre es mit Fluss-Breite
Es kann nur eine gewisse anzahl den Strom abwärts fließen, dann ist der Fluss verstopft

Von Rechenberg
04 Oct 2017 07:38

WIP-Focus

Rene
04 Oct 2017 19:50

Hallo Klaus,
wie wäre es mit WIP-Support? Klingt nicht so begrenzend, zeigt aber die unterstützende Funktion eines WIP-Limits.

Gruß
Rene

Peter
06 Oct 2017 12:27

hallo Klaus,
wieso nicht “WIP-Ambition”? Tönt nach flexibler, angestrebter Menge, aber nicht nach absoluter Grenze.
PS: Es hat noch eine neckische doppelte Verneinung im Blog, die war wohl nicht so gemeint: “Sie sollen schlicht und ergreifend verhindern, dass man sich nicht verzettelt.”
Gruss
Peter

Dr. Jörk Hebenstreit
08 Oct 2017 17:10

Hallo Klaus,
der Kern ist doch, dass die Anzahl der sich gleichzeitig in Bearbeitung befindlichen Aufgaben beschränkt wird (wie in Deinem Beispiel mit den Flughafen). Wir wollen dabei das schädliche Multitasking, das zu Ineffizienzen führt, beherrschen. Also, wenn Limit negativ belegt ist, nenn es doch einfach maxWIP oder WIPmax.
Beste Grüße
Jörk

Richardt
08 Oct 2017 18:29

Hi, interessante Problemstellung!
Kommt drauf an, in welcher Branche man unterwegs ist: Terminals finde ich schön, da deine Metapher mit dem Flughafen jedem leicht verständlich sein sollte.
Unter Umständen könnte man auch branchenspezifischer folgende nutzen: Gleise, Fertigungsstraßen, Slots (mein Favorit so far), (Fahrbahn-)Spuren, Zimmer (Hotelier), ..
Agile Grüße,
Richardt

johannes
09 Oct 2017 08:57

Hallo Klaus,

ganz spontan: Mit neuen Denk- und Arbeitsweisen ändert sich die Begrifflichkeit. Wird diese nicht gelebt, entsteht häufig nicht das Gefühl, dass sich etwas ändert. Damit besteht die Gefahr, dass sich auch tatsächlich nicht viel ändert. Daher meine Empfehlung: Bei dem Begriff “Limit” bleiben und erklären.

Viele Grüße

Johannes

Volker Gutberlet
09 Oct 2017 11:01

Hallo Klaus,
ich finde Deine Fragestellung sehr interessant, da mir die negative Belegung des Begriffs “Limit” auch schon des Öfteren widergespiegelt wurde. Spontan fiel mir beim Lesen Deines Blogeintrags gerade “WIP-Optimum” ein. Dies weckt meiner Meinung nach deutlich positivere Assoziationen: Etwas, dass es zu erreichen gilt – statt etwas, dass einem Grenzen setzt.
Beste Grüße
Volker

Boeffi
10 Oct 2017 10:17

…habe mal in unsere Diskussionsrunden hineingehört:
im Redefluss fällt häufiger das Wort “…max…” im Zusammenhang mit WIP.

Habe den Vorschlag von Dr. Jörk Hebenstreit dann einfach mal ausprobiert:
maxWIP | WIPmax

Kommt an, ist verständlich, und hat keinen Beigeschmack 😉

CU
Boeffi

Klaus Leopold
21 Oct 2017 16:59

Vielen Dank für so viele gute Ideen! Ich werde das gleich mal testen und werde dann später über meine Erfahrungen berichten! 🙂

Evolutionäres Change-Management bei MailStore – mit Kanban
29 May 2018 11:19

[…] darüber bleibt, was das Unternehmen als nächstes braucht. Kanban hilft uns auch dabei die Anzahl der Projekte sinnvoll zu begrenzen, um die Organisation nicht zu überfordern. Eine Gefahr, in die man als wachsendes Unternehmen […]

Tommy
28 Nov 2018 18:17

“Ich bin aber derzeit noch ratlos, wie man das WIP-Limit anders nennen könnte.
Hat jemand eine Idee? Für zweckdienliche Hinweise bin ich dankbar.”

Hi Klaus. Bleibe doch bei deinem Beispiel und nenne es nach deiner Flughafenkapazität.
. Oder vielleicht , dies bringt sogar noch die Abhöngigkeit von System und Capacity zum Ausdruck. Ein geändertes System hat auch eine geänderte Capacity.

Peter
13 Dec 2022 19:08

Fokus Limit oder einfach Fokus oder How much Focus oder at the same time – shared focus – number of shared focus

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